Autarkes Campen in einem Expeditionsmobil an der Johnston Strait in Kanada, Vancouver Island

Autark im Camper – Welches Stromkonzept passt zu dir

Autarkie ist das Zauberwort für Camper und Wohnmobilfahrer, die die Freiheit des mobilen Reisens nicht unbedingt in einer Campingplatzparzelle suchen. Abseits der dort vorhandenen Infrastruktur sein Lager aufzuschlagen bedeutet jedoch auch selbst dafür zu sorgen, dass z.B. der Strom nicht ausgeht, statt das Reisemobil einfach an die Ladesäule anzuschließen.


Was bedeutet Autarkie eigentlich

Jeden Tag erreichen uns Mails und Anrufe mit der Frage: Wie mache ich meinen Camper autark?

Gemeint ist dabei meist das Stromkonzept, denn nicht im Dunkeln zu sitzen, Lebensmittel im strombetriebenen Kühlschrank frischzuhalten und das Handy laden zu können, sind elementare Anforderungen an das Reisemobil.

Wie autark kann man sich unter welchen Umständen also machen und was braucht es dafür?

Obwohl (oder gerade weil) wir im Verlaufe dieses Artikels zu dem ernüchternden Schluss kommen werden, dass stromautarkes Reisen mit dem Fahrzeug in manchen Situationen ziemlich schwierig ist, möchten wir noch etwas Weiteres zu bedenken geben:

Beachte bei der Planung deines Fahrzeuges, dass die Autarkie oft gar nicht vom Strom, sondern von ganz anderen Dingen begrenzt wird. Man kann dabei eher von autarken Phasen sprechen. Das betrifft die Verfügbarkeit frischer Lebensmittel zum Beispiel. Auch ohne dass dem Kühlschrank der Strom ausgeht, ist das Gemüse irgendwann verschrumpelt und sämtliche Haltbarkeitsdaten abgelaufen – oder der Kühlschrank ist einfach leergefuttert.

Die Kapazität der Frischwassertanks ist ebenfalls ein häufig begrenzender Faktor, sowie die Auffangmöglichkeiten für das Abwasser. Belastet mit Spül- oder Pflegeprodukten, sollte dies selbstverständlich an einer entsprechenden öffentlichen Einrichtung und nicht in der Natur entsorgt werden.

Es ist also wenig sinnvoll, 10.000 Euro zusätzlich in Stromautarkie für längeres Verweilen auf den Traumplätzen zu investieren, wenn dich andere Ressourcen sowieso zum Fahren und „in die Zivilisation“ zurückzwingen, um z.B. einzukaufen.

All das und noch mehr, z.B. ein persönlicher Vorrat an benötigten Medikamenten, ist natürlich auch „Autarkie“ und selbstverständlich kann man auch hier an diversen Stellschrauben drehen.

In diesem Artikel soll es jedoch explizit darum gehen, wie du (möglichst) strom-autark werden kannst.

Strom-autark sein

Wenn wir nicht auf den Anschluss an Landstrom angewiesen sein wollen, bedeutet das entweder

  • wir müssen den benötigten Strom für die „autarke Zeit“ in Form voller Batterien mitbringen, oder
  • den Strom, den wir verbrauchen, müssen wir selbst irgendwie erzeugen, um die Batterien wieder auffüllen.

Mit moderner LiFePO4 Akkutechnik, einer großen, mitgeführten Kapazität in Form mehrerer Batterien oder ganzer Batteriebänke (Achtung, preisintensiv!) bei gleichzeitig gering gehaltenem Verbrauch, ist Unabhängigkeit ohne eigene Stromerzeugung für begrenzte Zeit gegeben. Autarkie erreichen wir damit jedoch nicht, denn der Vorrat an Energie, den wir von Zuhause mitnehmen können, ist endlich – und endlich bedeutet nicht autark. Schaffen wir es nicht, den Strom, den wir verbrauchen, auch wieder aufzufüllen, sind selbst die besten Batterien irgendwann leer.

Begrenzt wird diese Art der Unabhängigkeit vom vorhandenen

  • Budget für die Anschaffung der Batterien,
  • vom Einbauplatz im Fahrzeug und dem
  • zugeladenen Gewicht, denn Akkus sind schwer.

Umgekehrt können wir eine gewisse Autarkie selbst vollkommen ohne Bordakku erreichen.

Welche Möglichkeiten der Stromerzeugung bieten sich an

Im Camper stehen uns verschiedene Optionen der Stromerzeugung zur Verfügung. Jede davon hat ihre Vor- und Nachteile und funktioniert unter bestimmten Bedingungen besser oder schlechter. Wir werden sehen, dass daher eine auf den persönlichen Bedarf und die bevorzugten Reiseziele abgestimmte Kombination an Systemen immer am sinnvollsten ist.

Wie viel Gewicht bei der Dimensionierung der Gesamtanlage auf welches System gelegt wird, richtet sich nach dem individuellen Reiseverhalten und kann auf dieses abgestimmt und berechnet werden. Unsere Techniker sind darauf spezialisiert und helfen dir gerne dabei, wenn du eine elektrische Anlage planst (mehr zu unserem Beratungsangebot).

Die wichtigsten Optionen sind:

Solar

Eine Solaranlage stellt kurzgesagt die beste Möglichkeit der Stromerzeugung für autarkes Campen oder auch Wohnen dar. Einmal angeschafft, fallen hierbei keinerlei nachträgliche Kosten für den Betrieb an und die Anlage arbeitet sauber, selbstständig, geräuschlos und ohne weitere Betriebsmittel oder Abgase.

Nicht umsonst ist eine Solaranlage die effizienteste Möglichkeit der persönlichen Energiewende und wenn es um die Nachhaltigkeit von Wohnhäusern geht ganz vorn mit dabei.

„Die Sonne schreibt keine Rechnung“, wie Techniker Lars so schön zu sagen pflegt.

Nachteil: Keine Sonne – kein Strom.

8 x 180 Wp black tiger Hochleistungs-Solarmodule für ein auf Solarenergie basierendes Stromkonzept. Ladebooster und Landstromanschluss ergänzend.

Ladebooster / b2b Lader

Die Bordbatterie kann durch das Fahren des Fahrzeugs geladen werden. Ein b2b Lader versorgt dabei die Batterie mit Strom, der von der Lichtmaschine erzeugt wird. Praktisch, gerade wenn keine Sonne scheint und die Solaranlage wenig Leistung bringt. Nachteil: Um eine Batterie vollzuladen, reicht es nicht, ein paar Minuten im Kreis zu fahren, oder das Fahrzeug ein bisschen im Leerlauf vor sich hinblubbern zu lassen.

Lars berechnet in unserem Video zum Beispiel, dass man, um einen typischen, durchschnittlichen Tagesverbrauch von 1 kWh wieder reinzuholen, in der Regel ca. drei Stunden fahren müsste. Verschiebt man das durch genügend Akkukapazität um drei Tage nach hinten, müsste man also schon 9 Stunden am Stück fahren, um anschließend wieder drei Tage gemütlich an einem schönen Plätzchen stehen zu können.

Integriert man geplante Fahretappen zur Energiegewinnung als Taktik in seinen Reisealltag, kann dies für die stromseitige Autarkie allerdings durchaus eine Lösung sein.

Ein weiterer Nachteil ist jedoch: Die zusätzliche Belastung der Lichtmaschine führt zu mehr Kraftstoffverbrauch, da der Motor durch den Antrieb der Lichtmaschine quasi mehr arbeiten muss. Fazit: Wir müssen mehr Geld an der Tankstelle ausgeben (erreichen also auch keine echte Autarkie, denn wir sind auf die Verfügbarkeit von Kraftstoff angewiesen) und leisten nicht gerade ein Beitrag zu einem kleineren ökologischen Fußabdruck beim Reisen.

Generator

Selbstredend, dass das Stromerzeugen durch einen extra laufenden Motor und ohne dabei wenigstens noch Fahrstrecke zurückzulegen, die oben bereits genannten Nachteile verschärft. Als Verbrenner fossiler Kraftstoffe, mit dazu noch kleinem Wirkungsgrad, ist er keine erstrebenswerte Lösung, sondern eher ein absolutes Notprogramm.

Dazu kommt ein hohes, zusätzliches Gewicht und ein erheblicher Platzverbrauch, sowie das gesonderte Mitführen einer zusätzlichen Kraftstoffmischung. Die entstehende Geräuschbelästigung durch den Betrieb eines Generators spricht ebenfalls gegen den Einsatz eines solchen.

Eine weitere Einschränkung ergibt sich bei niedrigen Temperaturen oder in Höhenlagen. Hier wird der Betrieb von Generatoren schwierig, da die Vergaser einfrieren können und die Kraftstoffmischung nicht an die veränderten Luftdruckbedingungen angepasst wird.

Aus all diesen Gründen sind Generatoren in europäischen Reisefahrzeugen auch nicht sonderlich verbreitet.

Windräder

Ein Windrad kann eine Alternative, oder besser eine Ergänzung zur Solaranlage sein. Herrscht mehr Wind als Sonne, ermöglicht es die Stromproduktion bei stehendem Fahrzeug, wenn die Solaranlage es nicht oder nur teilweise kann.

Leider sind Windräder noch nicht mit dem besten Wirkungsgrad gesegnet und verursachen außerdem ein recht lautes Laufgeräusch.

Brennstoffzellen

Brennstoffzellen ermöglichen uns nicht wirklich Autarkie. Für ihren Betrieb muss reines Methanol mitgeführt werden. Da der Umgang mit Methanol gefährlich sein kann, sind die Brennstoffzellen in der Regel so konzipiert, dass ein einfaches Nachfüllen „aus dem Fass“ nicht unterstützt wird und spezielle Tankpatronen dafür ausgewechselt werden müssen. Je nach Energiebedarf sind diese allerdings auch relativ schnell verbraucht und für eine lange Reise oder längere autarke Phasen, müsste ein nicht unerheblicher Vorrat an Methanol mitgeführt werden.

Eine Brennstoffzelle kann zwar also unsere Akkus laden, doch das Laden der Brennstoffzelle selbst unterwegs ist schwierig, selbst wenn Bezugsquellen für reines Methanol vorhanden sein sollten.

Autark campen – Die Reise bestimmt wie

Wohin wir wollen und wann im Jahr, bestimmt darüber, welche der oben genannten Möglichkeiten für uns die Richtige ist. Da die Bedingungen, unter denen Strom produziert wird, dabei sehr unterschiedlich sind, macht es immer Sinn, die verschiedenen Möglichkeiten miteinander zu kombinieren und diese Kombination in ein passendes Verhältnis zum persönlichen Stromverbrauch und der verbauten Akkukapazität zu setzen.

Ein Beispiel:

Bei einem Reisegebiet von Nord- bis Mitteleuropa und einer Reisezeit zwischen Oktober und März, ist es sicherlich unrealistisch, mit einer Autarkie durch Solarertrag zu rechnen, da der Ertrag in dieser Zeit sehr schlecht ist (siehe dazu unbedingt auch unseren Artikel Wie viel Solar für Camper und Wohnmobil – Einflussfaktoren richtig einschätzen). Ebenso unrealistisch ist es, bei dieser Reise genug Akkukapazität dabeizuhaben, um 10 Tage autark am See stehen zu können und nach Verbrauch einfach alles durch eine Fahretappe wieder aufzufüllen.

Abhilfe kann bei dieser Reiseregion und Jahreszeit ein verändertes Reiseverhalten schaffen. Verkürzte Standzeiten und mehr Fahretappen, bei denen man beispielsweise 2 – 3 Stunden Fahrzeit pro Tag einplant. Ist das Wetter schlecht und bringt keinen Solarertrag, möchte man vielleicht sowieso lieber da hin, wo das Wetter besser ist?

Jemandem, dem es nicht auf Sonne ankommt, sondern mehr auf Wind, weil seine Leidenschaft das Kiten ist, sieht das vielleicht aber schon wieder anders und stellt sich lieber ein zusätzliches Windrad mit aufs Dach.

Solltest du ein echter Winterfan sein und in der kalten Jahreszeit Richtung Nordkap fahren wollen, könnte ein Konzept lauten: Fahren, fahren, fahren, denn mit Solar wirst du hier nichts ausrichten können.
Im Gegensatz dazu kann man bei einer großen Fern- oder Langzeitreise versuchen, dem Sommer hinterherzufahren und Stromautarkie durch ein passendes Timing bei der Planung der Reiseroute aufrechtzuerhalten.

Wie viel Solar für Camper und Wohnmobil man wirklich braucht, erklären Martin und Lars von tigerexped

Was kannst du von einem Solarmodul wirklich an Leistung erwarten und wie viel Solar brauchst du am Ende also auf dem Dach?

Mache mit Lars und Martin eine virtuelle Reise von Norwegen Richtung Äquator, bei der sie realistische Solar-Setups als Beispiele durchdenken.


Autark ist, was du daraus machst

Optionen, die man erst einmal weniger unter dem Begriff Autarkie verbuchen würde, können ebenfalls ein probates Mittel sein. Wer zu wenig Solar hat, um seinen Verbrauch komplett zu decken, aber dazu genügend Akkukapazität, um bei seinem persönlichen Verbrauch zwei Wochen autark zu sein, kann möglicherweise alle zwei Wochen doch mal eine Nacht auf dem Stellplatz nehmen und das Fahrzeug an die Ladesäule hängen. Eine solche Menge an Strom per Lichtmaschine im wahrsten Sinne „reinzufahren“, macht in den meisten Fällen eher wenig Sinn. Außerdem muss nach zwei Wochen wahrscheinlich auch mal Wasser aufgefüllt und abgelassen, eine Waschmaschine genutzt werden oder ähnliches, was die Kosten für die Übernachtung relativiert. Frisch ver- und entsorgt kann es dann wieder in die autarke Freiheit gehen.

Bei aller Liebe zum autarken Campen und Freistehen, ist die Möglichkeit das Fahrzeug an Landstrom anschließen zu können, auf jeden Fall immer noch eine, die man nicht komplett verwerfen sollte.

Den passenden Mix finden

Vor allem die Dimensionierung der Solaranlage auf den persönlichen Bedarf und das individuelle Reiseverhalten, bedarf einer gewissen Erfahrung und der Auswertung vieler Zahlen.

Abgestimmt auf die in dem jeweiligen Fahrzeug genutzten Verbraucher und Reisenden, kann man am Ende ein Optimum herauszuholen, ohne über ein realistisches Ziel hinauszuschießen und völlig unnötig viel zu viel Geld auszugeben. Dazu gehört auch das Erörtern von Wünschen und Erwartungen und diese ins Verhältnis zu Machbarkeit und Kosten zu setzen.

Ist induktives Kochen zum Beispiel unabdingbar? Allein dieser Wunsch ist eine große Hürde auf dem Weg zum (strom)autarken Campen und seine Verwirklichung sprengt so manches Budget.

Lerne in unseren weiterführenden Videos und Artikeln mehr zur Dimensionierung einer Solaranlage.

Unsere empfohlenen Artikel:

Du bist unsicher: Lass dir helfen.

Lars oder einer unserer anderen reiseerfahrenen Techniker ermitteln in einem telefonischen Gespräch gerne deine individuellen Wünsche, schauen, was zu dir und deinem Budget passt und erstellen ein Gesamtkonzept mit aufeinander abgestimmten Komponenten, damit alles sicher funktioniert.

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