TEMBO TRACES – Auf den Spuren von autarkem Reisen mit Sinn

Tembo Traces –
Auf den Spuren autarken Reisens mit Sinn

Ein Hauch von rosa Nebel zieht durch die Straße in der das Expeditionsmobil parkt – fast mystisch könnte es wirken, auch wenn ein leises Zischen dazu den weniger fabelhaft anmutenden Geruch nach Lack verströmt. Aus dem rosa Nebel entsteht der mit Abstand größte unter den zahlreichen Flamingos in der Lagune von Dakhla, Marokko.

Julian Vogel und Sina Gerke

Wir sprechen mit Julian Vogel und Sina Gerke über ihr Reisefahrzeug TEMBO, einen Steyr 12M18 Allrad LKW und Grafitti Art Work als Botschaft für den Frieden.

Allrad LKW TEMBO – Kindheitstraum und Bootschaftshelfer

Wenn man Julian und Sina fragt, warum ihr Reisefahrzeug ein Allrad LKW werden musste und ob es nicht auch z.B. ein Van getan hätte, glänzen die Augen und sie kommen ins Schwärmen. Julian erzählt dann von früher, als sie mit dem VW Bus unterwegs gewesen sind – von den beengten Platzverhältnissen, nicht zuletzt für die vierbeinige Begleiterin Wilma, die nicht gerade raumsparendes Handtaschenformat besitzt.

Erschwert wurden die Reisebedingungen auch durch die künstlerische Tätigkeit der Beiden. Für ihre Werke erledigen sie den Materialtransport im eigenen Fahrzeug. Dafür müssen Farbeimer, Sprühdosen und jede Menge Zubehör bis hin zu sperrigen Leitern so untergebracht werden, dass man auch noch irgendwie selbst mit hineinpasst. Der nächtliche Gestank nach Lack durch benutzte Spraydosen, verbesserte die Situation ebenfalls nicht unbedingt.

Eines Tages rollte auf Korsika der Aha-Effekt dann mit viel Hubraum und tief blubbernd an den beiden vorbei, während sie mit durchnässten Klamotten bei Dauerregen im Bus kauerten. “Ahhh … so geht das also!”, dachte sich Julian, dessen Spieltrieb von nun an nicht mehr zu bremsen war.

Wie viele Jungs, war auch er bereits in seiner Kindheit von großen Fahrzeugen fasziniert und das Basteln von LEGO Trucks eine Leidenschaft. Wie heftig nun der Wunsch nach einem LKW in Originalgröße zum Reisen entflammt worden war, blieb bei den Menschen um ihn herum nicht wirklich unbemerkt.

„Ich glaube ich habe damit viele Menschen in meinem Umfeld hard genervt.“

Erste Recherchen führten ihn auf die Webseiten diverser Expeditionsmobil Premiumhersteller, deren Preislisten den Traum erstmal in weite Ferne zu rücken schienen. Doch irgendwie ließ ihn der Gedanke nicht mehr los. Nach ein bisschen mehr Recherche fiel die Entscheidung: Der Traum sollte durch Selbstausbau “on a budget” umgesetzt werden.

Der Grundstein wird gelegt

Zum 38 Geburtstag beschenkte Julian sich schließlich selbst, mit einem vom Militär ausgemusterten Steyr 12M18, olivgrün und mit Pritsche / Plane zum Beladen. Schon ohne jegliche Umbauten, stellte sich eine überraschend vielseitige Verwendung für so ein Gefährt heraus. Vom Transport von Gartenabfällen, bis zum Besuch eines Yoga-Festivals … der Allrad-LKW bewährte sich im Einsatz.

Die nächsten Geburtstage trieben den Umbau Schritt für Schritt voran. Seinen 41.sten feierte Julian schließlich mit fertig gebautem TEMBO im marokkanischen Zagora. Julian und Sina betonen dabei, gerade keine besonderen Offroad-Ambitionen zu haben. Natürlich kommt der Nebeneffekt nicht unerwünscht, mit dem LKW auch einmal einen Ort über Pisten mit schwierigem Gelände erreichen zu können – so stehen die beiden, als wir für für diesen Artikel mit ihnen sprechen, mutterseelenallein auf einer Klippe, entlang einer kaum genutzten Route mit geradezu epischem Ausblick auf den Atlantik. Der eigentliche Zweck des LKW dient allerdings in erster Linie der Verwirklichung ideeller Ziele, statt welcher auf besonders abgelegenen Stellen der Landkarte.

„Jeder hat individuelle Fähigkeiten,
die zum Bewirken von Positivem genutzt werden können.“

Steyr 12M18 von Julian Vogel, tembo_traces

Ein Zeichen für den Frieden

Irak 2007: Der Irakkrieg und die Diktatur Sadam Husseins sind vorbei, doch die Terrororganisation Al Quaida und deren Ausrufung des “islamischen Staates”, lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Es ist das Jahr, als Julian den Irak bereist und vor Ort beschließt, ein Zeichen für den Frieden setzen zu wollen. Seine Kunst soll ihm dabei als Sprachrohr dienen und allgemein verständlich, sowie losgelöst von Sprachbarrieren eine Botschaft senden.

An keiner unbedeutenderen Stelle, als an den Mauern eines alten Hussein Palastes, entstand die erste “World Peace Wall” – ein Streetart Kunstwerk, das sowohl von Kritikern wie auch der Bevölkerung vor Ort gleichermaßen positiv aufgenommen wurde.

Seit dem sind 24 World Peace Walls auf der ganzen Welt entstanden, teilweise verwirklicht mit Jugendlichen aus der Bevölkerung und / oder anderen ortsansässigen Künstlern. So bemalte er zum Beispiel 2008 die Wand eines Ugandischen Rathauses mit einer Friedensbotschaft, gemeinsam mit ehemaligen Kindersoldaten.

Für Julian und Sina ist diese Form der universellen Kommunikation ein idealer Weg um ein Bewusstsein für die Aussagen der Gemälde zu schaffen. In einem Mission Statement erklärt Julian es sinngemäß so:

Ob Fresken in Kathedralen, Propaganda oder Anzeigen-Kampagnen – was wir sehen lenkt unser Denken in eine bestimmte Richtung und das seit Anbeginn der Zeit. Unser Denken wird zu Worten und unsere Worte zu Taten. Was wir denken ist unsere Realität, sie manifestiert sich um uns herum.

World Peace Wall Marokko, Julian Vogel Art

Ein tieferes Verständnis der Bevölkerung

Wenn wir eine Wand für das Projekt entwerfen ist sie nicht für uns. Sie ist für die Leute vor Ort.” sagt Julian und erklärt uns, wie wichtig es ist, ein Gespür für die Menschen zu entwickeln, damit sie sich anschließend mit dem Motiv identifizieren können. Die örtliche und zeitliche Flexibilität durch das Fahrzeug lässt es zu, sich die Umgebung genau anzuschauen, ihre Bewohner persönlich kennenzulernen, zu erfahren, worauf sie stolz sind oder mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben und tiefer zu recherchieren.

„Jede World Peace Wall greift kulturelle Elemente und Motive eines Landes auf, die mit seiner Geschichte harmonisieren und spiegelt zugleich aktuelle Themen oder Probleme.“

Autarkie neu gedacht

Wir blicken während unseres Video-Calls wieder in leuchtende Augen, als die beiden nicht nur von ihrem Projekt berichten, sondern auch den Vorteilen, die der LKW in das Reisen zu dessen Stationen bringt. Der zuvor strikt begrenzte Zeitraum aufgrund gebuchter Unterkünfte und Flüge, zeichnete den Verlauf eines Projektes immer sehr stark vor. Von der Einholung der Genehmigungen bis zum Finden von möglichen Kooperatiospartnern oder Helfern vor Ort – all das musste im Vorfeld im rein schriftlichen Kontakt organisiert werden, da die dafür benötigte Zeit vor Ort schwierig kalkulierbar und generell zu knapp gewesen ist. Durch das Reisefahrzeug können Dinge nun unterwegs mit Ruhe entstehen und sich entwickeln. Statt per Email, werden Gespräche jetzt direkt in örtlichen Behörden oder beim gemeinsamen Abendessen geführt.

Wir bewundern die beiden für die tiefe Beziehung und das Verständnis das sie für Orte entwickeln, zu denen die reisen. “Das reine Konsumieren von Reisezielen ist nicht unser Fall”, sagen die beiden. Warum soll ich von einem Landes-Highlight zum nächsten hetzen, nur um da gewesen zu sein? Reisen soll ja auch erholsam und entspannend sein, dafür nimmt man sich meist gar keine Zeit. Wir möchten außerdem unsere persönlichen Fähigkeiten nutzen, an dem Ort etwas Sinnvolles zu hinterlassen”.

Durch das große Fahrzeug-Format hat sich auch der Materialtransport zum Besseren entwickelt. Mussten Sina und Julian früher auf Farben von oft minderer Qualität vor Ort zurückgreifen, nutzen sie heute die Außenstauboxen des LKW für die Mitführung von hochwertigem Material und können leere Behältnisse dort zwischenlagern, bis sie zu einer geeigneten Entsorgungsstelle gelangen – ganz ohne mit dem Lackgestank auf kleinstem Raum schlafen zu müssen.

Als dritten, großen Vorteil nennen Sina und Julian die Autarkie des urbanen Campens, direkt bei der in Arbeit befindlichen Wand. Nach einem anstrengenden Tag auf einer Arbeitsplattform nach marokkanischer Art (ungesichert auf einem spärlich befestigten Brett auf Höhe des 4 Stockwerks), “ist man froh, wenn man nach Hause kommt, etwas kochen, heiß duschen und morgens einfach wieder an die Arbeit gehen. Man kann sich besser auf das Projekt konzentrieren, wenn man nicht noch mühevoll das Leben drum herum organisieren muss.” Die beiden beschreiben, wie der LKW die Situation deutlich entspannt, da An- und Abfahrten entfallen, ein vor Ort benötigter Laptoparbeitsplatz zur Verfügung steht usw.

Während sie von ihrer aktuellen Reise erzählen, bringen Sina und Julian eine tiefe Dankbarkeit für das Privileg zum Ausdruck, nun erstmals mit so viel Zeit unterwegs sein zu können. Sie haben ihr Leben um ihre beruflichen Verpflichtungen herum inzwischen so organisiert, dass sich jetzt gerade nicht weniger als ein halbes Jahr Aufenthalt in Marokko seinem Ende zuneigt.

Wo geht es für TEMBO weiter

Nach 6 Monaten im LKW und zwei fertiggestellten World Peace Walls in Marokko, schmieden Sina und Julian neue Reisepläne. Seit 2018 ist ihr Kunstprojekt zu einem globalen Puzzle geworden, bei dem sich das Motiv einer Stadt an das einer anderen anfügt. Die “Infinite World Peace Walls” werden sich weiter entwickeln und wachsen, das ist sicher. Ob Sina und Julian sich dafür ganz dem Thema Reisen in Verbindung mit dem Projekt verschreiben und inwieweit sie mühevoll aufgebaute Zelte hinter sich abbrechen wollen – so ganz einfach ist diese Frage nicht zu beantworten. Doch auch dieses Puzzle werden die beiden zusammensetzen.

Die Welt verändern?

Als wir den beiden bei ihren Ausführungen zuhören, fangen wir an, über unsere eigenen Skills nachzudenken, die man zum Guten verwenden könnten und dass man damit ganz bestimmt nicht direkt die Welt verändern wird. Doch wenn wir durch unsere eigene Haltung ein Zeichen setzen, die Gedanken anderer Menschen positiv beeinflussen und diese positiven Gedanken wiederum zu positiven Handlungen führen, macht das die Welt sehr wohl zu einem besseren Ort.

Folge Julian und Sina

Folge Julian und Sina bei ihren Reisen unter TEMBO_TRACES bei Instagram und Julians Werken mit dem Projekt der World Peace Walls.

Für 2022 ist die Veröffentlichung des Filmes ‚IMAGINE- Peace by Paint‘ geplant, einer Dokumentation über das Projekt über die letzten 14 Jahre, die du nicht verpassen solltest!

Zu TEMBO:

TEMBO ist ausgestattet mit einer elektrischen Anlage aus dem tigerexped power pro Modulsystem. Unsere Techniker beraten dich gerne dazu, ermitteln deinen persönlichen Bedarf und stellen eine nach Funktion und Budget passende Anlage für dich zusammen.

Erfahre hier mehr zum power pro Modulsystem oder fordere direkt deine persönliche, unverbindliche Telefon-Beratung an

Elektrik Steyr 12M18 TEMBO, Julian Vogel
Die „tigerexped power pro“ Anlage im Steyr 12M18 TEMBO, installiert von Julian Vogel

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