
„Warum lädt meine Batterie nicht während der Fahrt?“
Diese Frage ploppt unvermittelt manchmal auf, wenn der frisch installierte Ladebooster nicht das tut, was er soll. Statt einer vollen Batterie gibt’s nur Frust. An einen Fehler beim Gerät zu suchen ist naheliegend – es könnte kaputt sein, oder falsch verkabelt.
Oft ist es jedoch etwas anderes und der Ladebooster kann gar nichts dafür – der Fehler ist unscheinbar aber entscheidend: Das D+ Signal fehlt.
Was ist das D+ Signal?
Das D+ Signal ist eine Steuerspannung, die normalerweise direkt von der Lichtmaschine ausgegeben wird, sobald der Motor läuft. Es signalisiert nachgeschalteten Geräten:
„Der Motor läuft – los geht’s!“
Fachlich korrekt wird das D+ auch „Klemme 61“ genannt – beides bezeichnet denselben Anschluss. Typische Verbraucher, die dieses Signal benötigen, sind:
- Ladebooster (DC-DC Ladegeräte)
- Trennrelais
- Absorber-Kühlschränke
- Satellitenantennen
- Elektrische Trittstufen
Warum ist D+ wichtig?
Die Nutzung des D+ Signals verhindert zuverlässig, dass Strom aus der Starterbatterie gezogen wird, wenn der Motor nicht läuft. Es wirkt wie ein intelligenter Schalter: Nur bei laufendem Motor – und damit aktiver Lichtmaschine – wird bestimmten Verbrauchern die 12 V-Versorgung freigegeben.
Beispiel: Absorber-Kühlschrank
Absorberkühlschränke haben einen sehr hohen Stromverbrauch im 12 V-Betrieb – typischerweise 10–15 A oder mehr (und zwar durchgehend! Der Tagesverbrauch liegt hier mal schnell bei 2500 Wh). Eine Versorgung über die Bordbatterie oder Solar ist in der Regel nicht sinnvoll, da diese Energiequellen schnell überfordert wären. Deshalb gilt:
- Während der Fahrt: Der Kühlschrank wird über die Lichtmaschine mit 12 V betrieben (Schaltung über Klemme 61 / D+).
- Im Stand: Die 12 V-Versorgung wird automatisch unterbrochen, sobald der Motor abgeschaltet wird → Gasbetrieb übernimmt.
Damit wird sichergestellt, dass die Starterbatterie geschont und nicht leergezogen wird, wenn das Fahrzeug steht.
Tipp: Kompressorkühlschrank als moderne Alternative
Kompressorkühlschränke sind technisch anders aufgebaut und deutlich effizienter:
- Bis zu 5x sparsamer als Absorber
- Niedriger Dauerverbrauch (ca. 3-5 A, aber nur ca. 30% der Zeit, nicht dauerhaft. Tagesverbrauch im Schnitt ca. 300 – 500 Wh)
- Gute Kühlleistung auch bei hohen Außentemperaturen
- Betrieb rein elektrisch (12 V/24 V), daher kein Gas nötig
Das macht sie ideal für den Einsatz mit Bordbatterie und Solaranlage, auch im Standbetrieb. Sie benötigen kein D+, da sie für den Dauerbetrieb ausgelegt sind – man schaltet sie manuell oder per Batteriewächter aus.
Bei Systemen wie Satellitenantennen oder Trittstufen funktioniert D+ als intelligenter Sicherheitsschalter, der dafür sorgt, dass die Bauteile bei Motorstart automatisch eingefahren werden.
Kein D+ – Ein „Problem“ moderner Fahrzeuge
Früher war fehlendes D+ kein Thema: Die Lichtmaschine lieferte beim Starten des Motors ein klares Signal und Geräte wie Ladebooster, Kühlschränke oder Trennrelais wussten: Jetzt geht’s los.
Heute ist das anders. Moderne Fahrzeuge haben oft kein klassisches D+ Signal mehr.
Die Bordelektrik heutiger Fahrzeuge ist komplexer als früher. Mit Euro-6, intelligenten Lichtmaschinen, Start-Stopp-Automatik und Hybridtechnik wird das klassische D+ oft gar nicht mehr ausgegeben. Stattdessen arbeiten Fahrzeuge z.B. mit intelligenter Lichtmaschinenregelung.
Ab Euro 5 und Euro 6 ist die Lichtmaschine nicht mehr ständig „an“, bzw. läuft situationsabhängig nur mit verminderter Spannung, wenn der Motor läuft. Durch diese Anpassung werden Kraftstoffverbrauch und Emissionsausstoß reduziert. Es gibt dadurch aber eben auch kein konstantes Signal von der Lichtmaschine mehr – „Motor ein“ und „Lichtmaschine läuft“ ist nicht mehr das Gleiche.
Die ganze Steuerung läuft inzwischen digital, sodass gar kein analoges Signal mehr zustande kommt. Die Kommunikation zwischen Lichtmaschine, Motorsteuergerät und Bordnetz erfolgt über den CAN-Bus oder andere digitale Schnittstellen. Das klassische D+ Signal, bzw. Klemme 61 an der Lichtmaschine, die früher als einfaches 12V-Signal diente, gibt es in vielen neuen Fahrzeugen nicht mehr.
Was kannst du also tun – Alternativen zum klassischen D+
Die gute Nachricht: Es gibt heute technisch saubere und zuverlässige Alternativen, mit denen du dein System auch ohne echtes D+ betreiben kannst.
1. Spannungsgesteuerte Ladebooster
Ladebooster wie Victron Orion-Tr Smart, Orion XS und Orion XS 1400 sind speziell dafür ausgelegt, auch bei modernen Fahrzeugen ohne klassisches D+ Signal zu funktionieren. Sie erkennen, wenn die Spannung an der Starterbatterie über ein bestimmtes Niveau steigt (z. B. 13,2–13,4 V), was typisch für den Motorlauf ist.
Über die Victron Connect App kann der Ladebooster auf die individuellen Gegebenheiten konfiguriert werden, wobei die Ladeerkennung, Schwellenwerte, eine Zeitverzögerung u.ä. eingestellt werden können.
Trotzdem kann abhängig vom Modell des Fahrzeuges ein zusätzliches D+ Signal notwendig sein, um eine sichere Funktion zu gewährleisten.
Das System funktioniert nur zuverlässig, wenn die Lichtmaschine eine Spannung über der Einschaltschwelle liefert. Hat das Bordsystem die Spannung der Lichtmaschine heruntergefahren, ist das Signal oft unzureichend. Auch Start-Stop Systeme können zu Schwierigkeiten führen.
Beispiel: MB Sprinter (neuere Generationen)
Beim bei Campern beliebten Mercedes Sprinter ist es beispielsweise so: Liegt die Außentemperatur über 14 °C und ist die Starterbatterie nach einigen Minuten Fahrt vollgeladen, regelt die Lichtmaschine die Spannung von zunächst 14,4 V auf etwa 12,7 V herunter. Schaltet man dann das Abblendlicht ein, steigt die Spannung wieder auf ca. 13,5 V. (Werte und Verhalten des Bordelektronik modellabhängig!). Mit so niedriger und oder sich verändernder Spannung lassen sich Ladebooster und Co. nicht zuverlässig schalten.
2. D+ Simulator Pro
Ein D+ Simulator ist die zuverlässigste Lösung für genau das Problem des fehlenden D+ Signals und unzureichender Spannungsüberwachung.
Der VOTRONIC D+ Simulator Pro erkennt den laufenden Motor zuverlässig – unabhängig von Lichtmaschinenmanagement oder Fahrzeugelektronik mittels Vibration und Spannungsüberwachung. Er erzeugt dann ein künstliches D+ Signal inklusive intelligenter Einschaltverzögerung und Abschaltlogik. Eine sichere Lösung selbst bei Fahrzeugen mit Start-Stopp-Automatik oder schwankender Lichtmaschinenaktivität.
Vorteile:
- zuverlässige Motorlauferkennung durch Vibrationsdetektor
- Nachbildung eines echten D+ Signals
- Kein Zugriff auf Lichtmaschine oder CAN notwendig
- Kein Eingriff in die Fahrzeugelektronik
- Plug-and-play Installation
Der D+ Simulator wird einfach an Plus und Masse der Starterbatterie angeschlossen. Der Ausgang liefert dann das D+ Signal für den Ladebooster. Optimal in Kombination mit Votronic VCC-Serie Ladeboostern oder auch allen anderen Ladeboostern. In Abhängigkeit von Fahrzeugtyp und Ladebooster ist der D+ Simulator Pro unerlässlich.
Achtung:
Es gibt den D+ Simulator auch in einer nicht-Pro Variante. Diese ist jedoch auch nur spannungsgesteuert und kann damit nicht mehr, als die Ladebooster selbst. Die nicht-Pro Version ist damit zwar billiger, aber nutzlos.

Votronic D+ Simulator Pro
Nachbildung eines echten D+ Signals, zuverlässige Erkennung des Motorlaufs, einfachste Installation.
Installationshinweis:
Bei Verwendung eines D+ Pro Simulators in Verbindung mit einem spannungsmessenden Ladebooster, ist dieser so zu konfigurieren, dass die eigene Regelung über die Spannung abgeschaltet wird und das Gerät stattdessen nur noch auf das Signal des D+ Simulators achtet.
3. CAN-Bus-Adapter oder Nachrüstung von D+
Auch wenn sie kein D+ Signal ausgeben: Die Bordsteuergeräte wissen selbstverständlich, wann der Motor läuft und wann nicht – diese Information ist im System jederzeit vorhanden. Sie müsste lediglich über eine entsprechende Klemme ausgegeben werden.
In vielen Fällen lässt sich ein solches D+ Signal nachrüsten, allerdings ist das häufig mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden.
Oft existieren mehrere Versionen desselben Steuergeräts: Ist die D+ Funktion ab Werk nicht vorgesehen, wurde möglicherweise eine Variante ohne passende Ausgangsklemme verbaut. Dann muss das Steuergerät gegen eine Version mit D+ Funktion ausgetauscht werden.
In manchen Fällen reicht es jedoch aus, das vorhandene Steuergerät entsprechend zu programmieren und eine Leitung zum gewünschten Ort zu verlegen.
In jedem Fall wird die Verwendung eines D+ Pro Simulators der einfachere und konstengünstigere Weg sein, seinen Ladebooster zu den gewünschten Aktivitäten zu bewegen.
Achtung bei serienmäßigen Wohnmobilen: D+ meist vorhanden
Wir haben hier über ein häufiges Problem bei z.B. Kastenwagen- und Selbstausbauten gespochen: Der Ladebooster funktioniert nicht, weil das D+ Signal fehlt – was in modernen Fahrzeugen konstruktionsbedingt der Fall sein kann. Hier ist das Fehlen des D+ Signals kein Einbaufehler.
Anders sieht es bei serienmäßigen Wohnmobilen aus, also bei Fahrzeugen, die ab Werk als Reisemobil gefertigt wurden (z. B. von Hymer, Knaus, Bürstner etc.):
In diesen Fahrzeugen ist das D+ Signal in der Regel bereits vorhanden. Wenn der Ladebooster dort nicht korrekt startet, liegt der Verdacht auf der Hand, dass:
- das D+ Signal nicht richtig angeschlossen wurde,
- ein anderes (ungeeignetes) Signal verwendet wurde (z. B. Zündungsplus),
- oder ein Anschluss verwechselt wurde.
Tipp:
In solchen Fällen lohnt sich ein Abgleich mit dem Fahrzeugschaltplan wenn vorhanden oder eine Rückfrage beim Fahrzeughersteller. Ein falsch gewählter Anschluss ist hier wahrscheinlicher als ein fehlendes Signal.
Fazit
Ein fehlendes D+ Signal ist bei modernen Fahrzeugen kein Defekt, sondern Stand der Technik.
Ladebooster, Kühlschränke usw. benötigen aber ein verlässliches Signal das sagt: „Motor läuft.“
Die besten Lösungen sind:
- Spannungsgesteuerte Booster (wenn Spannungsschwellen erreicht werden)
- D+ Simulator PRO für maximale Verlässlichkeit bei minimalem Installationsaufwand.
Mit diesen Methoden lassen sich die zusätzlichen elektrischen Systeme in Camperaufbauten auch in modernen Fahrzeugen mit intelligenten Lichtmaschinen zuverlässig betreiben.
Sind Fahrzeuge von vornherein standardmäßig als Camper konzipiert, ist ein fehlendes D+ Signal dagegen oft ein Zeichen, dass ein falscher Anschluss verwendet wurde.
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