Manchmal ist es verrückt: Man möchte ein Reisefahrzeug heizen (ein relativ großes, jenseits 16 Kubikmeter Innenraum) und bekommt zur richtigen Heizungsdimensionierung an jeder Ecke unterschiedliche Aussagen. Ob 2kW oder 4kW – da scheiden sich wahrhaftig manchmal die Geister.
Wir selbst propagieren seit Jahren: „Bau die Kleine ein, reicht völlig„.
In Foren liest man dagegen gerne: „Kauf die Große, kostet nur 20,- Euro mehr, dafür kriegst du die doppelte Leistung„. In Summe kann man nur sagen: Das ist der der völlig falsche Ansatz.
2 kW- oder 4 kW-Standheizung: Diese 3 Fragen solltest Du dir stellen
2kW und 4kW, das sind DIE beiden Standard-Größen für Standheizungen im Camperausbau. Anhand der folgenden Fragen gilt es abzuklären, welche für dich wirklich die Richtige ist.
Wie groß ist mein Fahrzeug
Diese Frage ist recht schnell geklärt: Ab ca. 16 Kubikmeter Volumen kann man eventuell über mehr als 2kW nachdenken.
Das Volumen von Schrankeinbauten, Sitzbänken, Kühlschrank usw. wird dabei nicht mitgerechnet. Kommt man auf mehr als 16 Kubikmeter heißt das aber immer noch nicht, dass man auf jeden Fall die 4kW Heizung braucht.
Wie gut ist mein Fahrzeug isoliert
Sind die Wände deiner Kabine sowieso 6cm dick isoliert? Dann reicht selbst bei großem Raumvolumen vielleicht immer noch die 2kW Heizung, denn durch die gute Isolierung geht schlichtweg kaum Wärme verloren.
Wenn jedoch nur 19mm Armaflex in einen 7m Ducato, ohne Abtrennung zur großen, offenen Frontscheibe vorhanden sind, dann reichen die 2kW vermutlich nicht mehr so ganz.
Um das wirklich zu klären, lautet die große Frage am Schluss:
Wohin will ich eigentlich und zu welcher Jahreszeit?
Jetzt wird es kritisch: Mit 2kW kann ein sehr gut isoliertes Fahrzeug auch unter 0 Grad problemlos beheizt werden. Ab -15°C möchte man aber schon eher 4kW zur Verfügung haben.
Ein schlecht isoliertes Fahrzeug bei 0 Grad mit 2kW – keine Chance. Da macht die die 4kW Heizung dann definitiv.
Das bedeutet: Wenn ich mit 6m Aussenwand und mittelmäßiger Isolierung den Winter in Marokko verbringe, reichen 2kW völlig. Nehme ich dasselbe Fahrzeug für einen Winter in Kanada, können es schon mal -40 °C werden und die große Heizung macht definitiv Sinn.
Die Frage, die am Ende alles entscheidet, und welche man selbst realistisch einschätzen muss: Wie groß ist der Spagat, den ich abdecken muss?
Bin ich mit einer nennenswerten Anzahl an Reisetagen in wirklich tiefen Temperaturen unterwegs oder fahre ich eh nur in Sommerurlaub? Wie kälteempfindlich bin ich eigentlich?
Und: Bleibe ich in Europa, oder plane ich eine Fernreise, bei der ich viel Zeit abseits der Zivilisation verbringe und ganzjährig unterwegs bin? Dies hat neben der Heizleistung auch etwas mit Redundanz zu tun – dazu kommen wir gleich noch.
Bedenke außerdem
Mehr Heizleistung bedeutet mehr Kraftstoffverbrauch. Mit der großen Heizung musst du in milden Temperaturen möglicherweise das Fenster offenlassen, damit es drinnen nicht allzu warm wird – weder kosten- und umwelttechnisch, noch für dein Reisebudget eine gute Idee, den Sprit zum Fenster hinauszuheizen.
Die große Heizung ist außerdem eine ganze Ecke größer und wiegt fast das Doppelte. Bei begrenzten Platz- und Zuladekapazitäten ein nicht ganz unerheblicher Unterschied.
Wer braucht also wirklich 4kW
Große Fahrzeuge, vor allem, wenn sie nur schwach oder mit mäßig gutem Material gedämmt sind. Hier kannst du theoretisch direkt 4kW einbauen – aber nur dann, wenn du in der Übergangszeit kaum heizt. Das deswegen, weil sich die 4kW Heizung nicht so tief herunterregeln lässt. Bei milden Temperaturen entsteht deswegen schnell ungewollt eine Sauna im Fahrzeug.
Solltest du der Meinung sein, dass die Heizsaison sowieso erst im (europäischen) November beginnt und schaltest die Heizung nur ein, wenn die Temperaturen einstellig sind – kein Problem.
Bist du dagegen eine Frostbeule und heizt schon ab 15°C Aussentemperatur, bist du mit einer 4kW-Heizung falsch beraten. Es wird bei dir immer entweder zu warm oder zu kalt sein.
Ein gutes Beispiel für einen „4kW Kandidaten“ wäre im Bereich kleinere Fahrzeuge, etwa ein kaum gedämmter Transporter für eine Fahrt nach Sibirien.
Die All-in-One Lösung
Was sollst du nun machen, wenn du dich genau zwischen allen Stühlen fühlst: Du hast relativ viel Raumvolumen, ausreichend isoliert und bist die meiste Zeit in gemäßigten Gefilden unterwegs – allerdings möchtest du die Nordlichter auch mal sehen, ohne zu erfrieren!?
Wenn du also sowohl (zumindest ab und zu) die volle Heizleistung brauchst, oder eine Fernreise planst, gibt es unser TWIN 2-Kit als perfekte All-in-One Lösung. Es besteht aus zwei einzelnen 2 kW Heizungen.
Warum das von Vorteil sein soll, wenn man doch genausogut gleich eine wesentlich billigere 4kW Heizung einbauen kann, klären wir gleich. Zunächst wollen wir uns noch ansehen, warum es überhaupt schlecht ist, eine einzelne 4kW Heizung einzubauen einzubauen, wenn man sie nicht wirklich braucht.
Warum nicht einfach 4kW für nur wenig mehr Geld
Richtig, eine Heizung kostet weniger als zwei. Aber: Wenn mein Ziel potentiell das Bereisen aller Kontinente zu jeder Jahreszeit ist, dann habe ich ein großes Problem: In vielen Fällen betreibe ich meine Standheizung im unteren Teillastbereich, denn, sind wir mal ehrlich, Extrembediungen sind dann doch eher selten.
Die Heizung wird also nie ordentlich heiß und auf Dauer dadurch verrußen. Infolgedessen lässt die Heizleistung nach, bis die Verkokung soweit fortgeschritten ist, dass die Heizung schlussendlich nicht mehr startet. Solche Sachen passieren erfahrungsgemäß genau dann, wenn die Extrembedingungen tatsächlich eintreten und man auf die Heizung dringend angewiesen ist.
Was macht die kleine Heizung besser
In der Aufheizphase läuft jede Heizung erst einmal auf voller Leistung, bis die gewünschte Zieltemperatur erreicht ist. Beim gleichen Raumvolumen geht das mit mehr Heizleistung natürlich etwas schneller – sagen wir mal 15 min bei 4kW und 30 bei 2kW.
Für die Lebensdauer der Heizung ist die längere Zeit ein Vorteil. In 15 min ist eine Heizung gerade mal 10 min auf Betriebstemperatur und konnte sich noch nicht richtig freibrennen. Die kleine Heizung dagegen läuft dann schon 25 min auf höchster Stufe und konnte somit ihre Brennkammer von Rußablagerungen befreien.
Zusätzlich ist Folgendes zu bedenken: Wenn eine 4kW-Heizung auf 1kW läuft, braucht diese ein genauso großes Feuer (d.h. eine identische Kraftstoffmenge) wie eine kleine Heizung.
Der entscheidende Unterschied ist aber, dass eine 4 kW-Heizung eine doppelt so große Brennkammer und einen (oberflächenmäßig) doppelt so großen Wärmetauscher hat. Die Brennkammertemperaturen können im Niedriglastbereich bei der 4 kW-Heizung nicht immer optimal sein, weil hier mit der gleichen Energie „das größere Haus geheizt werden muss“.
Wenn also viel Niedriglast für eine 4kW Heizung zu erwarten ist, sollte man direkt die 2kW-Heizung oder das Twin-Kit einsetzen.
Was sind die Vorteile des Twin-Kits
Was auf den ersten Blick wie ein schlechter Scherz der Standheizungsmafia klingt, ist in Wirklichkeit das Optimum für Reisen mit mittelgroßen bis großen Fahrzeugen unter allen klimatischen Bedingungen.
Statt eine 4kW Heizung zu verwenden,kombiniert das Kit zwei einzelne 2kW-Heizungen zu einem Gesamtsystem, ohne diese elektrisch zu koppeln. Das bedeutet:
Volle 4kW – aber nur, wenn du sie wirklich brauchst
Mit dem Twin-Kit kannst du volle 4 kW Heizleistung haben.
In der Übergangszeit kannst du jedoch mit einer gut regulierbaren, einzelnen 2 kW-Heizung heizen – ohne zu frieren, aber auch ohne eine Sauna zu eröffnen und ohne, dass dir die Heizung verkokt.
Volle Redundanz
Durch die zwei voneinaner völlig unahängigen Heizungen, genießt du volle Redundanz deines Heizsystems.
Für Reisen in Regionen mit winterlichen Extrembedingungen (Kanada, Lappland usw) oder weit ab von der Zivilisation ist Redundanz das A & O. Man kann es sich schlichtweg nicht erlauben, bei -45°C ein paar Nächte ohne Heizung dazustehen.
Genauso wenig kann man irgendwo im tiefsten Outback irgendwelche Ersatzteile beschaffen. Je nach Witterungsbedingungen ist es (über-)lebenswichtig, dass die Heizung funktioniert!
Dass zwei voneinander unabhängige Heizungen gleichzeitig kaputtgehen – überaus unwahrscheinlich.
Zwei Heizungen, kaum mehr Platzbedarf
Mit dem TWIN Doppel-Einbauflansch können zwei Einzelheizungen auf engstem Raum integriert werden. Sie teilen sich ein einzelnes Warmluftsystem. Es gibt keine Notwendigkeit für mechanische Teile wie Luftstromventile o.ä.
Alle Vorteile der Einzelheizungen erhalten
Natürlich haben beide Heizungen ein integriertes Höhenkit für eine sich automatisch dem Luftdruck anpassende Kraftstoffeinspritzung. Damit ist der Betrieb auch in größten Höhenlagen kein Problem.
Optional kann das Kit eine volle Schalldämpfung erhalten, d.h. sowohl für die Ansaug- als auch die Warmluftseite sind entsprechende Schalldämpfer erhältlich. Das System bringt es damit auf eine gewisse Länge. Gerade jedoch in großen Expeditionsfahrzeugen mit teilweisen Doppelböden usw. kann es zumeist problemlos mit eingeplant werden und den Besitzer über alle Kontinente und durch alle Jahreszeiten begleiten.
Twin-Kit mit Warmwasserboiler
Wie die Einzelheizungen, kann auch das Twin-Kit mit Warmwasserboiler als Warmduscher-Kit betrieben werden. Dies ermöglicht dir übrigens mehr als nur eine heiße Dusche. Mit dem combiBOIL Warmwasserboiler kannst du überdies auch noch eine Motorvorwärmung für schonendes Starten im Winter, eine Fußbodenheizung oder Handtuchtrockner realisieren – und dies nicht nur über den Betrieb der Standheizung.
Wie wird die Temperatur mit Twin-Kit geregelt
Nehmen wir an, bei den aktuellen Temperaturen wären ungefähr 3kW erforderlich, um eine angenehme Raumtemperatur zu halten. Welche Heizung regelt das? Soll man nun beide Heizungen gleichzeitig im Temperaturmodus laufen lassen?
Das Einpendeln der beiden Heizungen auf einen zu haltenden Wert ist schwierig und es gibt einen viel einfacheren Weg:
Einer der beiden Heizungen wird eine feste Leistung vorgegeben. Diese stellt den Grundwärmebedarf sicher und gibt die Basistemperatur. Die zweite Heizung übernimmt den zusätzlichen Bedarf und ist für die Temperaturregelung verantwortlich.
Fazit zu Heizungsdimensionierung und Twin-Kit
Aus unserer Sicht, das heißt aus technischem Hintergrundwissen zu den Heizungen und aus vielen Jahren Reiseerfahrung des tigerexped-Teams, ist das Twin-Kit die einzig sinnvolle Wahl, wenn es mit einem relativ großen Fahrzeug auf weite Touren gehen soll.
Es sorgt für
- Sicherheit durch volle Redundanz,
- angenehme Temperaturen, ob milde oder extreme Außentemperaturen herrschen
- Schonung von Umwelt- und Reisebudget durch angemessenen Kraftstoffverbrauch
- eine lange Lebensdauer der Heizungen durch Betrieb mit Freibrennzeiten.
Du findest das TWIN-Kit ist eine gut Idee für dein Fahrzeug? Sprech mit Freunden und Gleichgesinnten darüber, indem du den Artikel mit ihnen teilst!
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