Warmwasser gehört zum Komfort beim Reisen im Wohnmobil dazu – ob für die Dusche nach einem langen Tag unterwegs oder zum Abwasch.
Wie schnell warmes Wasser zur Verfügung steht, hängt maßgeblich vom gewählten Boiler und der jeweiligen Heizart ab.
In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Optionen zur Aufheizung des Wassers und wie lang die benötigte Aufheizzeit jeweils ist.
Dazu möchten wir den ein- oder anderen Extratipp an passender Stelle nicht vorenthalten.
Allgemeiner Hinweis
Während die grundlegenden Informationen und Berechnungsgrundlagen, wie etwa die Formel zur Berechnung der Aufheizzeit mit Elektro-Heizpatrone, natürlich für Warmwasserboiler gelten, beziehen wir uns hier ausdrücklich auf die Baureihe combi-, duo- und monoBOIL.
Über das Heizverhalten anderer Modelle können prinzipiell wir keine Aussage treffen.
Aufheizung via Elektro-Heizstab
Bei allen Varianten der tigerexped Warmwasserboiler steht die Option des Aufheizens über einen Elektro-Heizstab, also Strom, zur Verfügung.
Die benötigte Aufheizzeit bei dieser Methode kann mit einer einfachen Formel berechnet werden. Dafür benötigen wir einige Werte, auf die wir im Folgenden eingehen wollen.
Faktoren zur Berechnung
Auch wenn man die exakte Aufheizzeit sicher nicht jedes Mal berechnen wird, lohnt es sich, die Berechnungsfaktoren zu kennen. Sie bieten eine gute Orientierung, wovon die Aufheizzeit des Wassers abhängt und helfen, besser einschätzen zu können, wann das Warmwasser bereitsteht.
Entscheidend sind dabei unter anderem das Boilervolumen, die Wassertemperatur beim Start, die gewünschte Zieltemperatur und die elektrische Heizleistung. Je mehr man über diese Faktoren weiß, desto besser kann man das Aufheizen von Wasser an den eigenen Bedarf anpassen und effizienter mit Energie und Zeit umgehen.
Boilervolumen
Der erste benötigte Berechnungswert ist das Boilervolumen. Da ein Boiler immer nur das gesamte Volumen aufheizen kann, muss also selbst bei minimalem Warmwasserbedarf die gesamte Wassermenge erhitzt werden.
Bei großen Boilern erhöht dieser Umstand entsprechend den Energieverbrauch. Überlege deshalb bei der Auswahl des Boilers, ob du tatsächlich z.B. den 12l Boiler verbauen möchtest, wenn der Bedarf an Warmwasser vielleicht gar nicht so groß ist und ein kleineres Modell ausreichen würde.
Bedenke bei dieser Überlegung: Das Wasser wird im Boiler auf zum Duschen viel zu hohe Temperaturen aufgeheizt, weshalb die Verwendung eines Verbrühschutzes / Thermomischers zum Zumischen von Kaltwasser notwendig ist. Auf diese Weise wird aus 7 oder 9l Boilervolumen am Ende (je nach Mischungsverhältnis) die ungefähr doppelte Menge an angenehm temperiertem Duschwasser.
Größenempfehlung beim Boilerkauf.
Einen zu großen Boiler zu kaufen, verbraucht unnötig Platz und im Falle des Betriebs mit Strom auch unnötig viel Energie.
Wichtig
Auch wenn modellabhängig eine niedrigere Temperatur an TSR oder Heizstab eingestellt werden: Wir empfehlen ausdrücklich die Verwendung eines nachgeschalteten Thermomischers und die regelmäßige Aufheizung des Boilers auf über 60 Grad, um die Besiedlung und Vermehrung von Legionellen auszuschließen!
Ausgangstemperatur des Wassers
Die Wassertemperatur beim Befüllen ist oft relativ niedrig, insbesondere im Winter. Dann kommt das Wasser mit etwa 4-10 Grad in den Tank. Bei 100l im Radkastentank des Vans ist es unwahrscheinlich, dass es während der Bevorratung je eine Temperatur von mehr als 10-15 Grad erreicht – vermutlich eher lediglich 8-12 Grad. Die durchgehend laufende Standheizung schon mit eingerechnet.
In der GFK-Kabine eines Expeditionsmobils, mit Tanks in einer beheizten Heckgarage, kann es natürlich bedeutend wärmer sein.
Die Wassertemperatur ist ein wichtiger Faktor für unsere Aufheizzeit. Je kälter das Wasser ist, umso mehr Energie ist nötig, um es bis auf die Zieltemperatur zu erwärmen.
Grundsätzlich ist es übrigens wünschenswert, dass das Wasser möglichst kühl (aber natürlich nicht gefrierend) im Tank aufbewahrt wird. Zu hohe Umgebungstemperaturen (durch heiße Sommertage oder auch die Standheizung) und eine dadurch dauerhafte Erwärmung des Tanks, stellen ideale Bedingungen für die Vermehrung von Algen und Bakterien dar, die deine Gesundheit gefährden können!
Zieltemperatur
Wie beim Boilervolumen bereits angesprochen, ist es aus Zwecken der Wasserhygiene empfehlenswert, eine regelmäßige Erwärmung auf über 60°C vorzunehmen, um einer Legionellenbildung vorzubeugen.
Auch wenn die Zieltemperatur heruntergesetzt und damit Energie und Aufheizzeit eingespart werden können, sollte deshalb in der Regel bis zur Maximaltemperatur aufgeheizt werden.
Elektrische Heizleistung
Die Leistung des Boilers ist entscheidend für die Aufheizdauer. Bei 12V-Modellen sind 300W üblich, bei 24V 600W, und bei 230V oft 500W.
Ganz klar: Ein leistungsstärkerer Boiler erhitzt das Wasser schneller.
Aber: Der Betrieb eines 230V-Boilers über einen Wechselrichter führt zu Transformationsverlusten und erhöht den Stromverbrauch um mindestens 10% im Gegensatz zur 12V oder 24V-Variante.
Wenn in deinem Reisefahrzeug Strom im Überfluss vorhanden und auch ein entsprechend leistungsstarker Wechselrichter vorhanden ist, kannst du selbstverständlich auch einen 230V-Boiler autark betreiben. Wir möchten diesen möglichen Nachteil zugunsten schnelleren Aufheizens jedoch nicht unerwähnt lassen.
Energiebedarf pro Grad Celsius Temperaturerhöhung
Die letzte Zahl, die wir zur Berechnung der Aufheizzeit benötigen, ist die Energiemenge, die das Wasser aufnimmt, um es um 1k zu erwärmen.
Hinweis
Temperaturunterschiede werden in k für Kelvin angegeben und nicht in Grad, 1k ist aber quasi 1°C.
Dieser Wert ist unveränderlich immer gleich, und zwar 1,16Wh/Liter/K.
Um also 1 Liter Wasser um 1k zu erwärmen, braucht es 1,16Wh.
Um die Rechnung zu vereinfachen und gleichzeitig ein paar wahrscheinlich auftretende Verluste einzurechnen, runden wir den Wert auf 1,2Wh/Liter/Kelvin.
Zur Berechnung der benötigten Energie gilt also: Pro Liter Wasser und pro Kelvin (°C) Temperaturdifferenz werden rund 1,2 Wh benötigt.
Formel zur Berechnung der Aufheizzeit
Mit dieser Formel lässt sich die Aufheizzeit eines jeden Elektroboilers berechnen:
(Zieltemperatur in °C – Ausgangstemperatur in °C) x Boilervolumen in L x 1,2 / Heizleistung des Boilers in Watt x 60 = Aufheizzeit in Minuten.
Aufheizzeit Beispielrechnung
Ein 7-Liter-Boiler mit 300W Leistung soll von 15°C auf 65°C erwärmt werden.
- Temperaturunterschied: 65°C – 15°C = 50°k
- Energiebedarf: 50°k x 7l x 1,2Wh = 420Wh
- Aufheizzeit: 420Wh / 300W = 1,4 Stunden (ca. 84 Minuten)
Zur Berechnung mit dem Taschenrechner in einem Zug:
Gib die Formel folgendermaßen ein:
(65-15) x 7 x 1,2 / 300 x 60 = 84Minuten
Die beiden Klammern dürfen nicht vergessen werden!
Alternativ (wenn du die Klammer weglassen möchtest) kannst du nach der 15 einmal auf das Gleichzeichen ( = ) drücken.
Aufheizung mit der Luftstandheizung
Das Aufheizen des Boilers über die Luftstandheizung ist besonders energieeffizient, wenn das Fahrzeug sowieso beheizt werden soll. Die Methode verbraucht dann keine zusätzliche Energie.
Bei der Erwärmung über eine Luftstandheizung hängt die Aufheizzeit stark vom Wärmeübergang des integrierten Wärmetauschers ab. Der Wärmeübergang ist dabei nicht konstant und nimmt mit steigender Wassertemperatur ab. Am Anfang geht es also relativ schnell, und um so weiter man sich der Zieltemperatur nähert, um so langsamer steigt die Wassertemperatur an.
Da das Berechnen der Zeit beim Aufheizen über die Luftstandheizung aufgrund der Bestimmung exakter Faktoren schwieriger ist, wollen wir dir hier mit Erfahrungswerten eine Einschätzung an die Hand geben.
Man kann sagen, dass das Aufheizen mit der Luftstandheizung ca. 1h dauert.
Dabei spielt es nahezu keine Rolle, ob man mit 2kW oder 4kW heizt, da der Wärmeübergang kleiner 1kW ist. Auch das Boilervolumen spielt nahezu keine Rolle, denn mit zunehmender Größe des Boilers wird auch der Luft-Wasserwärmetauscher größer. Dadurch heizt ein 12L Boiler ähnlich schnell auf wie ein 7L Boiler.
Achtung
Diese Angaben beziehen sich explizit auf den tigerexped Warmwasserboiler combiBOIL und sollten nicht einfach auf andere Modelle übertragen werden, da dies unseres Wissens (Stand November 2024) der einzige Boiler am Markt ist, der überhaupt zuverlässig und sicher mit einer 4kW Standheizung betrieben werden kann.
Aufheizung über den Kühlkreislauf
Die Nutzung des Kühlkreislaufs zur Wassererwärmung im Boiler bietet ebenfalls eine autarke Lösung, die mit den beiden Modellen combi- und duoBOIL realisiert werden kann. Wie lange das dauert, ist jedoch noch schwieriger genau vorherzusagen, denn die relevanten Faktoren sind noch viel ungewisser.
So spielen die modellabhängige Aufwärmzeit des Motors und die Außentemperatur eine Rolle. Ein auf -10°C durchgefrorener Motorblock ist natürlich langsamer warm als einer bei 20°C. Weiterhin ist der Motor schneller warm, wenn man direkt auf die Autobahn fährt, als wenn man mit wenig Drehzahl durch den Stadtverkehr kriecht.
Zusätzlich spielt es dann auch noch eine Rolle, wo und wie der Boiler im Kühlkreis eingebunden ist.
Als Faustregel gilt:
Hat der Motor erst einmal seine Betriebstemperatur erreicht, ist eine Erwärmung des Boilers in etwa 20 Minuten realistisch.
Erfahre mehr über die wichtigsten Punkte zur Einbindung eines Warmwasserboilers in unserem betreffenden Magazinbeitrag:
Fazit
Je nach Nutzungsart und individuellen technischen Voraussetzungen variieren bei den verschiedenen Heizarten nicht nur die Vor- und Nachteile, sondern auch die Aufheizzeiten.
Mit einfachen Mitteln berechnen lässt sich dabei lediglich die Aufheizzeit via Elektro-Heizstab.
Erfahrungswerte der Heizmethoden mit Standheizung und Kühlkreislauf-Einbindung liegen allerdings dicht beieinander, sodass mit 1 Stunde, bzw. 20 Minuten nach Erreichen der Motor-Betriebstemperatur, gute Anhaltspunkte gegeben sind.
So oder so – durch eine gezielte Auswahl und die richtige Nutzung der Technik ist das warme Wasser im Camper immer in Reichweite!
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