Was sind die großen Knackpunkte beim Energieverbrauch im Camper und wie wird berechnet, mit welchem Tagesverbrauch man ungefähr rechnen muss?
Lars und Martin erklären, wie die benötigte Energiemenge ganz einfach ausgerechnet wird und nach welchen Kriterien auch die stark schwankende Leistungsaufnahme bestimmter Verbraucher leicht auf einen durchschnittlichen Wert für eine sinnvolle Berechnung gebracht werden kann.
Energiemenge im Camper – Das Video zum Thema
Wattstunden vs. Amperestunden
Wenn du eine Energiemenge als durchschnittlichen Tagesbedarf bestimmen und dafür die passende Batterie auswählen möchtest, gibt es ein Problem. Während der Stromverbrauch normalerweise in Wattstunden angegeben und berechnet wird, weist das Etikett der Batterie die Angabe Amperestunden auf. Die Werte lassen sich also nicht auf den ersten Blick vergleichen.
Warum also überhaupt in Wattstunden rechnen und was ist eigentlich der Unterschied?
- Die Spannung im System schwankt. Je nach Ladezustand der Batterie usw. stimmt die Angabe Amperestunden nur so ungefähr.
- Ein Großteil der Reisefahrzeuge hierzulande arbeitet mit einer Bordnetzspannung von 12V … einige aber auch mit 24V. Außerdem sind fast immer 230V oder sogar noch 110V Steckdosen eingebaut. Die zur Verfügung stehenden Amperestunden sind bei all diesen Systemen unterschiedlich (da der Strom in Ampere proportional zur Spannung steigt).
Wattstunden dagegen bleiben immer gleich, egal von welcher Spannung die Rede ist. Wir vergleichen also nicht etwa Äpfel mit Birnen und rechnen dabei auch genauer und mit weniger Fehlern.
Nicht umsonst sind Wattstunden die universelle Einheit, die zur Angabe von Energiemengen herangezogen wird. Egal, ob es sich um die Rechnung vom Stromanbieter zuhause handelt, um einen möglichen Solarertrag oder die Angabe zur Leistungsaufnahme eines elektrischen Gerätes – alles wird in Wattstunden angegeben.
Beim Vergleich und der Berechnung von Energiemengen kommen wir mit dieser Einheit also gut zurecht, ohne ständig umrechnen zu müssen.
Benötigte Energiemenge für den Camper berechnen – So geht’s
Die meisten Reisefahrzeuge, egal ob zu Lande oder auf dem Wasser, sind mit einer gewissen Grundausstattung an elektrischen Verbrauchern ausgerüstet. Dazu zählen etwa ein Kompressorkühlschrank / Kühlbox, Heizung, Wasserpumpe, Licht usw.
Bei der Berechnung der benötigten Energiemenge machen uns dabei natürlich die größten Verbraucher auch die größten Sorgen. Wie wir gleich sehen werden, fällt im Verhältnis dagegen ein kleiner LED-Spot, der am Abend leuchtet, kaum ins Gewicht und macht an der grundsätzlichen Entscheidung für eine zu verbauende Batteriekapazität nicht viel aus.
Um zu berechnen, wie viel Energie wir beispielsweise an einem Tag verbrauchen, benötigen wir die Leistungsaufnahme der Geräte in Watt und die Zeit in Stunden, in der jedes einzelne davon ungefähr pro Tag betrieben wird. Denn die Rechnung ist ganz einfach:
Leistung in Watt x Zeit in Stunden = Wattstunden.
Diese sehr einfache Rechnung funktioniert ohne weiteres Nachdenken mit allen Geräten, die auf einer feststehenden Stufe entweder ein- oder ausgeschaltet sind. Eine Lampe zum Beispiel. Wie viel Watt das Leuchtmittel hat, steht drauf und wenn diese abends zwei Stunden zum Lesen eingeschaltet wird, ist unsere Rechnung schon komplett.
Gehe also durch deinen Camper und multipliziere die Leistung in Watt jedes Verbrauchers, mit der Zeit, die du ihn pro Tag benutzt.
Addiere zum Schluss alle Werte und du erhältst deinen Tagesbedarf.
So weit, so einfach. Es gibt jedoch auch Geräte, die es uns etwas schwieriger machen.
Der Kühlschrank
Auf Kühlschränken und -boxen ist wie auf den allermeisten elektrischen Geräten eine Leistungsaufnahme in Watt auf dem Datenblatt angegeben.
Doch wie groß ist die Zeit, die du für den Betrieb ansetzen musst? Eingeschaltet ist der Kühlschrank in der Regel ja ständig, der Kompressor läuft jedoch nur, wenn die gemessene Innentemperatur einen gewissen Wert unterschreitet.
Herstellerübergreifend gibt es hierfür einen Richtwert, der besagt:
Ein Kühlschrank läuft bei 25°C Umgebungstemperatur 30% der Zeit.
Das heißt, bei 25°C im Reisefahrzeug, würde der Kompressor des Kühlschranks ungefähr 8 Stunden am Tag die auf dem Typenschild angegebene Leistung (je nach Größe oft so um die 60 Watt) verbrauchen.
Bei höhere Umgebungstemperatur springt der Kühlschrank öfter an, bei kühlerer seltener.
Beachte also: Wenn du die Sahara oder klimatisch heiße Länder wie Mexiko bereist, musst du damit rechnen, dass der Kühlschrank eventuell nicht 30% der Zeit, sondern im Extremfall sogar 24 Stunden läuft. Er verbraucht daher um ein Vielfaches mehr Energie, als die, mit der du gerechnet hast. Schnell werden Batteriekapazitäten so gesprengt und der Mehrverbrauch kann nur durch das vermehrte Nachladen von Strom (Landanschluss, Solar, Lichtmaschine …) kompensiert werden. So erging es zum Beispiel Anna und Anne, die sich in Mexiko eine zusätzliche Solartasche anschaffen mussten, um den Bedarf des Kühlschranks zu decken und die Lebensmittel in der großen Hitze weiter frischhalten zu können.
Lies hierzu auch folgende Artikel:
Für „normale Gefilde“ mit durchaus sommerlichen Temperaturen (aber guter Isolierung, damit der Camper nicht zur Sauna wird), lautet die ganz simple Rechnung mit unserem 60 Watt Beispielkühlschrank also wie folgt:
60 Watt x 8 Stunden = 480 Wattstunden
Auch dieser Verbrauch lässt sich natürlich noch etwas steuern. Steht die Kühlstufe auf Maximum oder legt man ständig warme Getränkedosen oder -flaschen nach, wird der Verbrauch selbstverständlich ebenfalls etwas höher ausfallen. Wenn dagegen keine leicht verderblichen Lebensmittel aufbewahrt werden und man eine kleine Kühlstufe wählen kann, liegt der Verbrauch je nach Umgebungstemperatur möglicherweise darunter.
Wie wir sehen, kann der Verbrauch des Kühlschranks ziemlich variieren. Gleichzeitig ist er ein großer Posten auf der Liste der Geräte, die mit elektrischem Strom versorgt werden wollen. Man sollte also ungefähr wissen, womit man kalkulieren muss und die dafür veranschlagte Energiemenge eventuell auch nach den Reisezielen ausrichten, um auf Nummer Sicher zu gehen.
Die Heizung
Unsere robusten Dieselstandheizungen beispielsweise machen es einem auf den ersten Blick noch schwieriger. Hier sind direkt zwei Leistungsangaben in Watt zu finden – nämlich 29 und 2000 (respektive sogar 4000) Watt.
Auch wenn man angesichts der Menge von 2000 Watt erst einmal erschrickt: Für die hierbei gemeinte Heizleistung ist natürlich der Diesel zuständig, der zur Erwärmung der Raumluft verbrannt wird. Diese Angabe kann zur Berechnung des Strombedarfs also getrost hintenüberfallen.
Strom verbraucht die Standheizung aber trotzdem. Lüfter, Steuerungselektronik, Kraftstoffpumpe, Display … das alles will mit elektrischer Energie versorgt sein. Beim Hochfahren der Heizung aus dem kalten Zustand kommt auch noch eine Glühkerze zum Vorwärmen der Brennkammer hinzu. Das heißt, wenn die Heizung anläuft, verbraucht sie erst einmal eine ganze Menge mehr Strom als im anschließenden Normalbetrieb.
Mit wie viel Watt rechnet man durchschnittlich also wirklich?
Als Experten für Autoterm Standheizungen rechnen wir mit einem Verbrauch von ca. 18 bis 20 Watt im Normalbetrieb.
Ob die Heizung über einen bestimmten Zeitraum mehr oder weniger Strom verbraucht, variiert also durch die Anzahl der Starts und das erneute, energieintensive Vorheizen des Brennraums. In vielen Fällen ist es sinnvoller, die Heizung durchlaufen zu lassen, als sie ständig manuell, oder über den entsprechenden Modus automatisch ein- und ausschalten zu lassen – und dies nicht nur aufgrund des Stromverbrauchs.
Mehr Infos zu unseren Autoterm Dieselstandheizungen und praktisch zusammengestellten Sets, die alles enthalten, was du brauchst:
Ist es draußen knackig kalt und es lohnt nicht, die Heizung zwischendurch abzuschalten, weil das Reisefahrzeug sofort anfängt auszukühlen, muss man im Extremfall also mit 24 Stunden mal ca. 20 Watt rechnen. Neben dem Kühlschrank kommen wir so auf die nächste halbe Kilowattstunde.
Im schlimmsten Fall (also im „Winter“), liegen wir in unserem Camper also mit 24 Stunden Heizbetrieb und einem Kühlschrank, der mit 60 Watt Verbrauch täglich 8 Stunden läuft, schon bei 1 kWh Energiebedarf pro Tag. Bei Verwendung einer kleineren Kühlbox und milden Umgebungstemperaturen, die einen stundenweisen Heizbetrieb zulassen, kommen wir dagegen mit einer halben Kilowattstunde aus.
Wie wir hier schon leicht erkennen können, ist Winterurlaub im Camper mit wesentlich höherem Energiebedarf verbunden, zumal durch die kürzeren Tage beispielsweise das Licht länger eingeschaltet wird. Gleichzeitig kommt weniger Strom durch Solarenergie rein. Dem Winterbetrieb muss bei der Berechnung der zu verbauenden Batteriekapazität also unbedingt Rechnung getragen werden.
Induktives Kochen
Kochen mit Strom auf dem Induktionskochfeld stellt eine energie- und kostenintensive Entscheidung dar und sollte deshalb gut überlegt werden.
Lars und Martin haben im Video einen üblichen Energiebedarf beim Kochen mit Strom einmal durchgerechnet. Sie kommen dabei auf ein Minimum von 700 Wattstunden, üblicherweise jedoch eher über 1000 Wattstunden pro Tag, allein fürs induktive Kochen.
Neben der Auslegung der Größe von Batterien hängt die Dimensionierung der gesamten elektrischen Anlage mit dieser Entscheidung zusammen.
Echte Erfahrungswerte zum Kochen mit Induktion liefert uns Florian von Anton Reisemobile in seinem Gastartikel Induktionskochfeld im Camper / Wohnmobil.
Arbeiten unterwegs
Arbeiten am Laptop kann ebenfalls zu einem erheblichen Posten beim Stromverbrauch werden.
Um einen Anhaltspunkt für den üblichen Verbrauch des eigenen Laptops zu bekommen: Der auf dem Netzteil angegebene Wert in Watt, gibt den Verbrauch bei maximaler Leistung, maximaler Helligkeit des Displays und leerem Akku an.
Im Normalbetrieb, für ein bisschen Büroalltag mit E-Mails bearbeiten usw., können wir realistischerweise von ca. 30% des angegebenen Wertes ausgehen. Diesen multiplizieren wir, wie immer, mit den Betriebsstunden und kommen so auf eine Wattstunden-Größenordnung für unseren Arbeitstag.
Mit oftmals ca. 25 – 30 Watt x Arbeitszeit, ist man in der Regel auf der sicheren Seite.
Anders sieht es aus bei 4K Videorenderings für YouTube oder auch Gaming usw. In diesen Fällen ist eher von 70% der maximalen Stromaufnahme auszugehen, was bei den dafür ausgelegten Rechnern dann auch ganz erheblich in die Berechnung der benötigten Gesamtenergiemenge einfließt.
Denke dabei auch an eventuell zusätzliche Monitore, die in die Rechnung eingehen müssen. Ihre Auswirkung ist groß. Bei 50 Watt für ein 27-Zoll-Display und 8 Stunden Arbeit = 400 Wattstunden, übersteigt der Energiebedarf den der reinen Büroarbeit, mit z.B. 30 Watt x 8 Stunden = 240 Wattstunden.
Zwei Personen, die beide remote am Rechner arbeiten und einen externen Monitor betreiben, haben daher einen ähnlichen Energiebedarf wie das induktive Kochen!
Andere Verbraucher
Das Typenschild mancher elektrischen Verbraucher im Camper, wartet mit enormen Angaben zur Leistungsaufnahme auf. Die Druckwasserpumpe z.B., die mit 60, 70 oder auch mal 100 Watt ein Stromfresser zu sein scheint, fällt letztlich wenig ins Gewicht. Die aktive Zeit ist einfach zu kurz, um einen entscheidenden Ausschlag zu geben. Bei maximal 5 Minuten Betrieb pro Tag, ziehen selbst 100 Watt Verbrauch die Batterie nicht leer.
Andersherum ist es mit Verbrauchern wie Beleuchtung oder dem Laden von Smartphones. Selbst bei längerem Aufenthalt im Camper an dunklen, langen Wintertagen: Betrachten wir uns den Energiebedarf eines LED-Spots mit 3 oder 6 Watt, fällt dieser im Vergleich zu den bereits genannten Verbrauchern kaum ins Gewicht. Der Unterschied zwischen einer kurzen Betriebszeit von einer Stunde oder einer längeren von drei ist geradezu vernachlässigbar.
Bei schicken LED-Streifen können auch mal 15 oder 20 Watt als Nennwert auf dem Typenschild zu finden sein. Der Energiebedarf für 5 LED-Beleuchtungen muss aber natürlich auch nicht addiert werden, wenn man nur dort das Licht einschaltet, wo man es gerade braucht. Gerechnet mit einem Durchschnittswert von ca. 20 Watt für Beleuchtung, sollte man also auf der sicheren Seite sein.
Auch in einen Handyakku passt nicht genug elektrische Energie, um unsere Entscheidung für eine bestimmte Größenordnung an zu verbauender Akkukapazität ernsthaft überdenken zu müssen.
Energiebedarf für den eigenen Camper berechnen – Fazit
Es gibt beim Berechnen der benötigten Energiemenge in Camper, Wohnmobil oder Boot, bestimmte Knackpunkte, die die Planung der elektrischen Anlage in ganz neue Bahnen lenken.
Dazu gehört das Kochen auf Induktion, wie auch der tägliche Gebrauch eines Elektro-Backofens.
Der zweite Knackpunkt ist das Arbeiten unterwegs, das je nach Aufgabengebiet erheblichen Einfluss auf die Berechnung nimmt.
Bist du unsicher bei der Berechnung oder kennst dich mit der Auswahl der Komponenten nicht aus:
Wir helfen dir weiter und stellen mit dir eine sinnvoll nach Bedarf und Budget dimensionierte, sowie fachgerecht kombinierte Anlage zusammen.
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