Ein Gastbeitrag von Busbastler Manuel Lemke
Servus! Ich bin der Manu. Selbstausbauer, Busbastler und als Schalldose on Tour im Internet unterwegs.
Als ich ende 2019 meinen MAN TGE 3.180 abholen durfte, stand ich vor einem ganzen Berg an offenen Fragen und Entscheidungen, die getroffen werden mussten.
Wärme vor Strom
Vor dem schwierigen Thema Strom hatte ich mich entschieden, erst mal eine Heizung einzubauen und dann mal die ersten Erfahrungen zu sammeln. Wobei: Das stimmt nicht ganz. Ich habe mir das Twin-Kit eingebaut, also insgesamt 4kW Heizleistung, die ich anfangs auch dringend gebraucht habe.
Aus einem alten Holzregal habe ich mir ein Bettgestell zusammengeschraubt, eine Matratze drauf geworfen und dann war ich eine Woche in meinem völlig nackten TGE eine gute Woche unterwegs. Da war ich froh über die 4kW, denn die leere Blechkiste hat alles an warmer Luft direkt wieder ausgekühlt. Also als nächstes Dämmung rein und dann mal über das Thema Technik Gedanken gemacht:
Genug Strom im Van ist für mich super wichtig
Als Voraussetzung war für mich gegeben, dass ich in meinem Fahrzeug arbeiten kann. Das bedeutet, es muss genug Strom zur Verfügung stehen, sodass Laptop, Akkus und Licht zu jeder Zeit mit Energie versorgt werden können. Und dazu noch elektrisch kochen?
Gas, Spiritus, Diesel – mögliche Alternativen
Wenn man Aufwand und Nutzen betrachtet, tendieren die meisten wohl zu recht zu einer Gas-Lösung. Ich für meinen Teil fühle mich mit Gas aber alles andere als wohl. Das ist vermutlich irrational und völlig unbegründet, aber ich wollte gerne versuchen eine große Gasinstallation zu vermeiden.
Die Lösung mit einem Kartuschenkocher war auch recht schnell hinfällig, da mir diese Kocher zum einen aus optischen Gründen nicht gefallen, es kaum welche mit einer Zulassung für den Innenraum gibt und mein TÜV-Prüfer von vornherein schon abgewunken hat. So einen Kocher würde er für die Wohnmobilabnahme nicht gelten lassen. Interessanterweise wäre er bei einem Spirituskocher weniger abgeneigt, aber auch dieser müsse natürlich fest verbaut werden, damit man das gelten lassen könne.
Bis zu diesem Gespräch hatte ich das Thema Spirituskocher noch gar nicht auf dem Schirm, aber die Recherche ergab recht schnell, dass es hier nur wenige wirklich gute Kocher gab und dass das Kochen auf Spiritus auch etwas mehr Geduld erfordert, als das Kochen mit Gas.
Eine weitere Alternative wäre ein Dieselkochfeld gewesen. Vorteil: Man fährt den Energieträger ohnehin mit sich herum und man heizt im Winter beim kochen gleichzeitig das Fahrzeug. Nachteil: Die Dieselkocher sind sehr träge, man kann sich nicht „mal eben“ einen Kaffee machen und man heizt im Sommer beim kochen gleichzeitig das Fahrzeug.
Was immer wieder als „Workaround“ für eine Wohnmobilzulassung zu lesen ist: „Bau Dir einfach eine Induktionsplatte ein, die Du dann einfach mit Dir rum fährst und zum Beispiel auf dem Campingplatz über den Landstrom nutzen kannst“.
Hmmm. Induktion. Finde ich zu Hause ja schon sehr cool, aber unterwegs? Geht das? Ich erinnerte mich an das Freiheitsmobile Treffen in Luxemburg. Dort habe ich einen Teilnehmer mit einem Crafter kennengelernt, der autark mit Induktion gekocht und offensichtlich keine Probleme damit hatte. Wohlgemerkt im Sommer. Nun war meine Idee aber, das ganze Jahr unterwegs zu sein und ob kochen mit Strom auch im Winter möglich wäre, konnte ich mir nur schwer ausmahlen. Zumal Elektrik eigentlich ein echtes Hassthema für mich ist.
Unzählige Bauteile habe ich schon in die ewigen Jagdgründe geschickt, weil ich irgendwo irgendwas falsch angeschlossen hatte. Also musste ich jemanden fragen, der sich damit auskennt. Und so entstand ein sehr intensiver Kontakt zu Martin (siehe tigerexped: über uns), der mir am Anfang erst mal die rosarote Brille abgenommen und diese ganz weit weg geworfen hat.
Weg mit der rosaroten Elektrik-Brille
Dass Kochen mit Strom einen derartigen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich zieht, hat mich im ersten Moment ziemlich umgehauen. Die Dimensionierung der Akkus, Ladebooster und Wechselrichter war eine ziemlich knifflige Sache, bei der wir sehr genau darauf achten mussten, was mit aktuellen Komponenten überhaupt möglich ist, und unter welchen Voraussetzungen das Setup sinnvoll sein kann.
Ein großer Vorteil ist hier, dass ich selten lange Zeit an einem Ort stehe. Ich bin viel und auch oft lange Strecken unterwegs, so dass ich meinen Speicher im Winter in der Hauptsache über die Lichtmaschine voll bekomme. Dennoch kommt es aber auch vor, dass wir mal 2-3 Tage z.B. bei einer unserer Busbastler Veranstaltungen stehen. Da sollte auch im Winter zumindest ein Teil der entnommenen Kapazität durch Photovoltaik wieder rein kommen.
Also war dann auch recht schnell klar, dass das Dach komplett mit Solarpanels belegt werden muss. Zu den Zahlen komme ich dann gleich noch. Vorher war dann aber noch zu entscheiden, welche Panels es werden sollen. Die meisten auf dem Markt erhältlichen Panels waren von den Abmessungen für mich so unpraktisch, dass ich immer relativ viel Platz hätte verschenken müssen, oder dass die Panels seitlich so weit über das Fahrzeug hinaus ragen hätte müssen, dass ich das schon allein aus optischen Gründen nicht machen konnte.
900 Wp auf dem Kastenwagen
Glücklicherweise fiel diese Entscheidung relativ genau mit der Veröffentlichung der neuen Produktlinie von tigerexped solar zusammen, und hier haben die Tiger für mich zu 100% ins Schwarze getroffen. Perfekte Abmessungen, idealer Wirkungsgrad und dann auch noch in schickem Schwarz. Ich war schockverliebt und dank eines extra dafür angefertigten Dachträgers passen nun fünf Panels mit insgesamt 900Wp auf mein Dach. Ein Setup, das man sonst eher in Expeditionsfahrzeugen, aber nicht in einem Kastenwagen findet.
black tiger Solarmodule gibt es in diversen Sonderformaten zur perfekten Nutzung der Platzverhältnisse auf dem Camperdach.
Die Weiteren Rahmendaten: 480Ah Speicher, 3000W Wechselrichter, alles soweit es geht mit Bluetooth ausgestattet und ohne plakative Displays im Wohnraum kontrollier- und steuerbar.
Erste Erfahrungen
Alles in allem habe ich jetzt schon ein paar Wochen im Winter mit diesem Setup verbracht und kann sagen: Wenn man das System etwas im Auge behält, lässt sich damit auch im Winter gut auskommen.
Dass das funktioniert liegt aber vor allem an der guten Beratung und der passenden Auswahl der Komponenten. Ich war anfangs etwas irritiert, dass die Elektrikmodule im Shop nicht einfach direkt kaufbar sind, aber das liegt daran, dass man Leute wie mich davor schützt, blind irgendetwas zu bestellen, dass am Ende vielleicht gar nicht passt.
NEU: Gemessene Verbrauchswerte
Wie viel Strom das Kochfeld im Reisealltag wirklich verbraucht, hat Florian Kugler von Anton Reisemobile mal ganz genau für dich nachgemessen. Außerdem gibt er viele wichtige Tipps und Hinweise zur Nutzung, und was beim Stromkonzept zum Nachladen der Energie beachtet wichtig ist. Lies hier: Induktionskochfeld im Camper / Wohnmobil
Mein Tipp
Nutzt den Beratungs-Service, wenn ihr Elektrik-Laien seid. Als absolutes Plus und Sahnehäubchen: Für die bestellten Komponenten gab es einen passenden Stromlaufplan und eine Einbauanleitung dazu, sodass ich ganz genau nachvollziehen konnte, welches Bauteil wie mit welchem anderen Bauteil verbunden werden musste.
Trotzdem kann ich nur immer wieder zur Vorsicht aufrufen: Strom ist gefährlich und wenn man keine Ahnung hat, nimmt man sich am besten auch einen Fachmann zur Installation dazu, sonst kann das auch mit der besten Planung ganz böse ins Auge gehen. Oder man belegt einen einschlägigen Kurs für Camper-Elektrik, in dem man die Grundlagen lernt und sich so auch anschließend mit seiner Anlage auskennt, falls mal Fehler auftreten.
Fazit
Um nun endlich und abschließend zu beurteilen, ob Kochen mit Induktion eher Liebhaberei oder die Zukunft im Camper ist, würde ich sagen: Im Moment vielleicht beides. Aktuell muss man für ein ordentliches Setup schon noch einige Kröten schlucken, oder selbige ausgeben, aber im Idealfall wird man dadurch ein ganzes Stück weit unabhängiger, vor allem da unser Alltag immer mehr von elektronischen Begleitern geprägt ist.
In Zukunft wird sich hier mit Sicherheit noch sehr viel tun. Bessere Akkus, noch effizientere Photovoltaik-Komponenten und sparsamere Verbraucher werden nach meiner Meinung bald dafür sorgen, dass klobige Gasflaschen und -leitungen bald aus dem modernen Campingfahrzeug verschwinden.
Tja. Und so fährt der Typ der Strom nicht mag nun mit einem ziemlich potenten Stromkraftwerk durch die Gegend und ist damit ziemlich happy.
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